Robotik-Welfen beim Deutschlandfinale
Ein Zugabteil eines ICE. Mit 249 km/h ziehen Lichtpunkte im Dunkeln am Fenster vorbei. Im Abteil sitzen drei Schüler des Welfen-Gymnasiums und schauen müde hinaus. In ihren Taschen befinden sich zwei Kisten, bis zum Rand gefüllt mit Zahnrädern, Motoren und Sensoren. Einige davon sind zu einem Roboter zusammengesetzt, der den Grund für die Reise der Schüler darstellt.
Direkt vor den Pfingstferien hatten sich die Schüler Jonas Krois, Alexander Ott und Ludwig Sack mit einem denkbar knappen Sieg beim Regionalwettbewerb der Word Robot Olympiad am Welfen-Gymnasium für das Deutschlandfinale des internationalen Wettbewerbs in Dortmund qualifiziert. Voraussichtlicher Ablauf: knappe acht Stunden Zugfahrt, jeweils für die Anfahrt und für die Rückfahrt, komprimiert dazwischen gepackt: Tüfteln, Bauen und Programmieren in einer Halle mit etwa 1000 weiteren Teilnehmern. Diese vielleicht nicht für jeden reizvolle Aussicht hatte beim Team der Welfen pure Begeisterung ausgelöst. Also wurden in der Woche nach den Pfingstferien alle Sachen gepackt und es ging auf nach Dortmund.
Beim Wettbewerb in Dortmund angekommen wurden die Teilnehmer zunächst einmal von der Kulisse überwältigt. Austragungsort für das Deutschlandfinale war die Westfalenhalle, mit einer Zuschauerkapazität von maximal 15.380 Personen. Zugegebenermaßen waren die Ränge zum größten Teil gesperrt und alle Teilnehmer befanden sich innerhalb der Arena, aber wer kann schon von sich behaupten seinen Roboter vor 15.380 Sitzplätzen präsentiert zu haben? Alleine in der Kategorie des Welfenteams traten 48 Teams an 8 Spieltischen an, davon viele Teilnehmer mit Erfahrung im Deutschlandfinale oder sogar bei der Weltmeisterschaft.
Nach einer ausgiebigen Erkundungstour durch das vielfältige Rahmenprogramm in der Arena, welches unter anderem einen munter herumhüpfenden Roboterhund beinhaltete, startete das Team in den Wettbewerb. Die Pfingstferien waren genutzt worden, um die Schwachstelle des Roboters beim Regionalfinale durch einen Komplettumbau zu beseitigen, und die Testläufe auf heimischem Spieltisch waren durchaus erfolgsversprechend gewesen. Doch der erste Lauf des Roboters in Dortmund enttäuschte. Schon kurz nach dem Start führten einige Millimeter Abweichung in der vom Roboter angefahrenen Position zum Debakel, die anspruchsvolle Mechanik verhakte sich in einem der Tischaufbauten und das Team musste den Lauf abbrechen. In der Folge wurde dem Team die Struktur des Finales zum Verhängnis. Bei sechs Teams pro Tisch und nur kurzen Übungsphasen reichten die wenigen Minuten am Tisch den drei Schongauern nicht aus, ihr Programm entscheidend zu verbessern. Am Ende des ersten Finaltages standen so nur 40 statt der angepeilten 120 Punkte zu Buche.
Am nächsten Tag begann das Team trotzdem voller Motivation. Die spontane Programmierung und Anpassung des Roboters waren ja die Stärken, mit denen man in Schongau den Regionalwettbewerb gewonnen hatte. Da musste doch noch etwas gehen! Doch etwa fünf Stunden später konnten die drei Teilnehmer aus Schongau nur enttäuscht den Kopf schütteln. Beide Punktläufe waren nur mittelmäßig erfolgreich gewesen, der letzte wurde mit einem frustrierten „Links, nicht rechts!“ abgebrochen. Mit gemischten Gefühlen packte das Team seine Kisten zusammen und machte sich auf die lange Heimreise.
Der Bahnhof in Schongau, es ist 23 Uhr. Müde steigt das Team aus. Und zieht ein Fazit: „Herr Batzer, im nächsten Jahr, da machen wir schon wieder mit, oder? Da wollen wir in die Top 10!“
Ein großer Dank geht abschließend an die Frank Hirschvogel Stiftung, die unserem Team die Teilnahme am Deutschlandfinale mit ihrer finanziellen Unterstützung deutlich vereinfacht hat.
Simon Batzer