Austauschfahrt nach Rennes 2024

Wart ihr schon einmal in der Bretagne? Es ist eine wirklich wunderschöne Region: Die Hauptstadt Rennes, der Mont Saint-Michel, die Hafenstadt Saint-Malo, der sagenumwobene Brocéliande-Wald… All das und noch vieles mehr macht diesen Teil Frankreichs zu einem ganz besonderen. Und die Schülerinnen und Schüler des sprachlichen Zweiges der 9a sowie vier weitere Schüler aus den Klassen 9c und 9d hatten die einmalige Gelegenheit, dorthin zu fahren und ihren allerersten Schüleraustausch in Cesson-Sévigné, einem Vorort von Rennes, zu verbringen. In Begleitung der Lehrkräfte Frau Felber und Frau Kreibich (genauso wie Frau Berchtold, auf welche wir erst in Rennes trafen) wurde dieser Ausflug zu einem einzigartigen Erlebnis!

Es war nicht das erste Mal in Rennes am Bahnhof, dass wir auf unsere Austauschpartner trafen, da sie im Januar schon eine Woche bei uns in Schongau verbracht hatten. Ich kann mich noch gut an den Abend erinnern, als sie am Köhlerstadel in Schongau angekommen waren und wir ihnen zum ersten Mal gegenüberstanden. Man merkte deutlich, wie ungewohnt und neu die ganze Situation war, nicht nur für die französischen Austauschschülerinnen und -schüler, auch für uns. Es fing schon mit der Frage an, welche Sprache man sprechen sollte. Natürlich war dies nur eine kleine Hürde, keine wirkliche Mauer, die nicht zu erklimmen war. Denn zwischen manchen stillen Momenten gab es doppelt so viel Gelächter und Gründe, den Besuch der Franzosen zu genießen. Besonders der Tag, den wir zusammen mit ihnen an der Partnachklamm in Garmisch verbrachten, wird uns immer in schöner Erinnerung bleiben.

Als es dann, ein paar Monate später, endlich nach Frankreich ging, war die Aufregung umso größer. Am Sonntag, den 17. März 2024 brachen wir schon um 6 Uhr zum Bahnhof nach Augsburg auf und, bevor man auch nur mit der Wimper zucken konnte, saßen wir im TGV nach Paris. Die Hinfahrt war, genauso wie die Rückfahrt, weitgehend entspannt und unkompliziert, obwohl wir sogar den Bahnhof wechseln mussten…

Kaum angekommen in Paris, ging es schon los mit langen Strecken zu Fuß: Zuerst von der Gare Montparnasse über den Invalidendom zum Eiffelturm, danach an der Seine entlang zur Place de la Concorde und letztendlich von dort aus mit der Metro zurück zum Bahnhof. Und auch wenn das Wetter sich nicht von seiner allerbesten Seite zeigte, war es trotzdem ein unfassbar toller erster Eindruck von einer der größten Städte Europas.

Circa 3 Stunden später kamen wir dann schließlich ans eigentliche Ziel der Reise: Rennes. Gleich nach der Ankunft in den Familien der Austauschschüler wurde jeder und jede recht herzlich begrüßt beim ersten Abendessen: Es wurde alles Mögliche aufgetischt, von einer Tartiflette bis hin zu Austern, Pommes Frites oder Galette, um nur ein paar der Speisen aufzuzählen. Vollkommen erschöpft von der Fahrt, aber voller Vorfreude auf die nächsten Tage hier in Frankreich fielen wir in unsere Betten!

Am ersten Tag gab es zunächst eine kleine Begrüßung des Schulleiters, darauf folgte eine Führung durch Collège und Lycée in Cesson-Sevigné und am Nachmittag, nachdem wir in der Mensa des Collège gegessen hatten, sahen wir uns letztendlich noch die Stadt Rennes an. Die Stadt an sich war wirklich beeindruckend, zumindest habe ich sie so empfunden. Auch wenn die letzte Führung durch das Palais du Parlement de Bretagne doch etwas lang wurde, vor allem da manche, inklusive mir selbst, nur die Hälfte von dem verstanden, was der Guide uns erzählte. So oder so, wir hatten ja die Hilfe unserer Lehrkräfte, die alles Wichtige übersetzten und auch näher erklärten, falls notwendig. Was mich persönlich sehr interessiert hat, war, dass jenes Gebäude kein „Parlament“ wie unseres ist, sondern ein Gerichtshof und deshalb eigentlich ein “Justizpalast”.

Den Abend verbrachten wir wieder in den Familien der Austauschschüler, mit gutem Essen, Spielen oder Filmen. Die Eltern und Geschwister der Austauschpartner waren in den allermeisten Fällen wirklich nett und freundlich und an Gastfreundschaft mangelte es auf jeden Fall nicht!

Am nächsten Tag stand eine Busfahrt zum Mont Saint-Michel an. Dieser Ausflug war einer von zweien, zu welchen uns auch die französischen Austauschpartner begleiteten. Der Bus holte uns an der Schule ab und nach einer weiteren kleinen Fahrt im Shuttle-Bus waren wir schließlich da: Der Mont Saint-Michel ist eine wirklich große und prächtige Erscheinung! Es war unglaublich, wie viele Innenräume und Gänge es dort gab, wie viele verschiedene Etagen und Balkone mit einer atemberaubenden Aussicht über das Watt und die hier so flache Küste Frankreichs. Es kam einem so vor, als könne man ewig dort verweilen, schon allein um alle Teile des Gebäudes zu entdecken. Ich persönlich war sehr überrascht, als ich erfuhr, dass der Mont Saint-Michel früher als Kloster diente, denn von außen wirkt es eher wie ein Schloss aus einem Märchen.

Eine Stunde verbrachten wir dann noch damit, entweder die unzähligen Souvenirläden und verlockenden Süßwarengeschäfte unsicher zu machen oder eine kleine Wattwanderung zusammen mit den Lehrkräften anzugehen. Schlammige Füße und viel Spaß für alle Beteiligten!

Im Großen und Ganzen war es ein wahrlich aufregender, aber stressfreier Ausflug mit vielen neuen Eindrücken und lustigen Gesprächen mit den französischen Austauschschülern!

Den dritten Tag verbrachten wir am Vormittag im Collège, welches uns ja schon am Montag gezeigt und ausführlich vorgestellt worden war. Unsere Austauschpartner sind verteilt in zwei verschiedenen Klassen, also waren auch wir in zwei Gruppen getrennt. Neben Mathe-, Französisch- und Englischunterricht lernten wir auch den diesjährigen Tanz für die Olympischen Spiele, welche heuer in Paris stattfinden. Und egal, ob man nun tänzerisch begabt war oder nicht, war es verhältnismäßig einfach und hat großen Spaß gemacht!

Den Nachmittag verbachten die einen mit Döner essen und Lasertag, die anderen mit Burger King und Bowling. Ob in der einen oder der anderen Gruppe, es war für alle ein ereignisreicher Tag voller interessanter und neuer Erfahrungen, besonders was den Unterricht in der französischen Schule angeht. Überraschend war z.B. die Regel, dass die Schüler am Collège (d.h. bis zur 9. Klasse) immer nur in Begleitung einer Lehrkraft zu ihren Klassenzimmern gehen dürfen. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie das bei uns wäre! Überhaupt werden Verhalten und Disziplin viel strenger kontrolliert als bei uns, was wirklich erstaunlich ist. Außerdem gilt in Frankreich eine strikte Trennung von Religion und Staat, was bedeutet, dass in den öffentlichen Schulen keine Kreuze im Klassenzimmer hängen oder auch Schüler keine Kreuze tragen dürfen. Wirklich ein eindeutiger Unterschied zu Bayern!

Am Donnerstag ging es, wieder per Bus und in Begleitung unserer Austauschpartner, in den verwunschenen Wald von Brocéliande, wo wir sowohl eine Führung durch den Wald machten als auch ein „Zauberhaus“ besuchten. Die Führerin, die sich eher als Sagenerzählerin sah, redete extra sehr langsam und deutlich und ließ bei Bedarf die deutschen Lehrkräfte übersetzen, was die Geschichten der Artus-Sage über Feen, Drachen und den Zauberer Merlin für uns viel leichter verständlich und spannender machte. Jeder Ort, auch wenn es nur ein Felsen war, hatte seine eigene Geschichte, welche sich angeblich vor langer, langer Zeit dort abgespielt hatte. Einfach ein wunderschöner Ort!

Am Nachmittag folgten wir dann noch einem interaktiven Erlebnisparcours hinter die „Porte des Secrets“, das „Tor der Geheimnisse“. Wir Deutschen hatten Audioguides und konnten den geheimnisvollen Erzählungen über den Wald von Brocéliande und seine Bewohner dadurch gut von einem Raum in den nächsten folgen.

Freitag war schon der letzte Tag vor der Abreise, doch hielt er nochmal einen besonderen Höhepunkt für uns bereit: die Piratenstadt Saint Malo an der Küste. Dort angekommen gingen wir zuerst ans Meer und trotz der ziemlichen Kälte, vor allem durch den Wind, hielt es manch eine von uns nicht auf, sich zumindest mit den Füßen oder sogar in Badekleidung ins knietiefe Wasser zu stürzen… Nach dieser kleinen Erfrischung ging es zur Schnitzeljagd auf der Stadtmauer und durch die Altstadt. Dabei lernten wir die Stadt mit ihren besonderen Gebäuden, Denkmälern, Restaurants und Straßen näher kennen. Nach einer weiteren Stunde Freizeit nahmen wir den Zug zurück nach Rennes.

Am Abend fand dann noch der „Deutsch-Französische Abend“ statt, wie wir ihn ähnlich auch in Schongau organisiert hatten. Es gab ein vielfältiges, von den Eltern mitgebrachtes Buffet, eine von uns selbsterstellte Playlist für die Hintergrundmusik und als Höhepunkt ein Quiz, bei dem wir alle mit unserem Austauschpartner und dessen Familie gegeneinander antraten. Dabei wurden Fragen zu Deutschland und Frankreich und zum Austausch gestellt, Songs mussten erraten werden und vieles mehr! Außerdem führten wir noch alle gemeinsam, zusammen mit weiteren Freiwilligen der Eltern, Lehrkräfte und Geschwister, den olympischen Tanz auf, was als Startschuss für weitere Tanzaktivitäten wirkte. Also, im Großen und Ganzen, ein wirklich spaßiger und spannender Abend, mit sehr leckerem Essen!

Und obwohl es sich anfühlte, als wären wir erst gestern in Rennes angekommen, hieß es dann am nächsten Morgen: Abreise. Viele tauschten noch Nummern aus, machten die letzten Fotos zusammen und schon saßen wir wieder im Zug nach Paris, diesmal jedoch in die andere Richtung. Es fühlte sich zuerst irreal an, dass es nun wieder nach Hause ging. Der Austausch verging wie im Flug, sogar zu schnell für manche in unserer Gruppe. Es war eine komplett neue Welt, die wir dort kennengelernt haben. Ein fremdes Land so intensiv zu erleben, war ein einmaliges Erlebnis. Auch wenn es an manchen Stellen vielleicht mal „gehakt“ hat, konnten wir alles lösen. Der Austausch war wirklich all die Mühe wert, er steckte voller neuer Begegnungen, interessanter Fakten, lehrreicher Ausflüge und schöner Interaktionen, die uns allen sicherlich in schöner Erinnerung bleiben werden.

Magdalena Stork (9a) und die Austauschteilnehmerinnen und -teilnehmer aus den Klassen 9a, 9c und 9d, Angela Felber und Simone Kreibich