Wann geht es endlich zum Eiffelturm? – Parisfahrt des neusprachlichen Zweiges 2024
Montag, 18. März
Ein Grüppchen etwas müder, aber gutgelaunter Reisender trifft sich zu früher Stunde am Bahnhof in Augsburg. Es handelt sich um 19 Jugendliche der Klassen 11d, 10b und 9a, und deren Lehrer, Fr. Spatz und Hr. Linke. Noch vor sechs Uhr fühlt es sich nicht so an wie der heißersehnte Aufbruch nach Paris, der eigentlich schon zwei Jahre zuvor stattfinden sollte, aber zunächst wegen der Corona-Maßnahmen und im Jahr darauf wegen eines Streiks der französischen Bahn abgesagt wurde. Damit die verkehrte Welt noch etwas Futter bekommt, fuhr die Gruppe mit dem (französischen) TGV von Augsburg nach Karlsruhe, um dort in einen (deutschen) ICE umzusteigen, der sie nach Paris brachte… An der Gare de l´Est musste im Gewimmel ankommender Reisender und mit argwöhnischem Blick auf eventuelle pickpockets gewartet werden, bis endlich die Metrotickets gekauft waren und es weitergehen konnte.
„Das Metrofahren war am Anfang echt überfordernd…“
Sich mit einem Koffer durch die Eingangsschranken der Metro zu quetschen, gestaltete sich für einige als komplexe Herausforderung, die – von allen gemeistert – darin mündete, dass in den Gängen der Metro gefühlt mehr Kilometer zurückgelegt werden mussten, als die Bahn selbst zurücklegte.
„…aber eigentlich kannte man sich gleich aus und wusste, mit welcher Metro man fahren musste.“
Nach der Ankunft und schnellen Zimmerverteilung im Hotel Meininger ging es endlich in das Zentrum von Paris – wieder mit der Metro, aber diesmal schon deutlich routinierter. Als erstes Museum stand das Centre Pompidou nun um 17 Uhr auf dem Programm, von dessen Aussichtsplattform die Schülerinnen und Schüler sich einen ersten Eindruck der Stadt mit einem Blick über die Dächer verschaffen konnten. Nun besuchte die Gruppe die Dauerausstellung für moderne Kunst des 20. Jahrhunderts. Da die Werke sehr unterschiedlicher Natur sind und nicht jeden gleich ansprechen, konnten sich die Schülerinnen und Schüler bei einer visite libre für eine Stunde die Räume ihrer Wahl aussuchen, um dort die Ausstellungsstücke zu erkunden. Belohnt wurde die Stippvisite von einem Sonnenuntergang bei herrlichstem Wetter auf der Dachterrasse des Centre Pompidou.
„Die Freiheit, die wir in Museen und zwischendurch in den Pausen zum allein Herumlaufen hatten, war gut.“
Endlich bekamen alle nun die Gelegenheit, sich im angesagten Viertel Marais ein kleines Lokal oder einen Imbissstand zu suchen und das erste Abendessen in Paris zu genießen.
Dienstag, 19. März.
„Das Frühstück im Hotel war sehr lecker und es gab viel Auswahl.“
Ein vielfältiges Buffet lockte am Morgen selbst die absoluten Langschläfer zum Frühstück und so konnten alle frisch gestärkt zum Trocadero aufbrechen, um nach einem kurzen morgendlichen Blick auf den Eiffelturm bei strahlender Sonne schnell wieder in die dunklen Tiefen des Museums für außereuropäische Kunst, den Quai Branly, abzutauchen. In einem architektonisch einzigartigen Gebäude mit breiten Aufgängen und abgerundeten Schauräumen werden Kultur- und Kunstgegenstände des außereuropäischen Raumes dargeboten, die die Schülerinnen und Schüler mit Audioguide besichtigen konnten.
„Das Musikabteil im außereuropäischen Museum war sehr entspannt.“
Unerwarteterweise waren die Grünflächen des Champ de Mars bereits wegen Vorbereitungen für die Olympiade gesperrt und so spazierten alle erst an der Seine entlang über die Place de la Concorde bis zum Jardin des Tuileries. Nach diesem anstrengenden Fußmarsch winkte die Belohnung des Lunchs im Grünen auf den beliebten Gartenstühlen des Parks oder im Pavillon des Tuileries.
Der Nachmittag stand ganz im Zeichen von Montmartre. An der Metro-Station Barbès-Rochechouart schlängelte sich die Gruppe zunächst an illegalen Straßenverkäufern von Zigaretten vorbei, durch einige Gassen mit Stoffläden und arabischen Lebensmittelgeschäften, bevor es die 237 Stufen zur Basilika von Sacré-Cœur hinaufging.
„Das Tollste war der Ausblick von der Terrasse von Sacré-Cœur.“
Über den Dächern der Stadt genossen die Schülerinnen und Schüler die Atmosphäre zwischen Touristen und Straßenmusikern. Emilia schaffte es, die weiteren 300 Stufen des Kirchturmes zu erklimmen, da sie am Eintritt als Erwachsene durchging. Bergab schlenderten die Schülerinnen und Schüler durch das belebte Viertel mit Hotels, Restaurants und Boutiquen, vorbei am Moulin Rouge, unterbrochen von einem ersehnten Supermarkt-Stop bis zum Luxustempel der Galeries Lafayette. Hier erkundeten sie das spektakuläre Kaufhaus unter der Jugendstilkuppel, testeten Parfüms in der größten Parfümerie der Welt, betrachteten die Kuppel unter ihrer Mitte vom Glasswalk aus oder warfen einen Blick von der Dachterrasse auf das benachbarte Opernhaus in der Abendsonne.
Mittwoch, 20. März
Wenn der Louvre sich nicht im Programm befindet, heißt das noch lange nicht, dass man ihn nicht auch besuchen könnte. 15 Jugendliche machten sich mit Herrn Linke früh auf den Weg, um sich in die Schlange der Louvre-Besucher einzureihen und siehe da, sie hatten Erfolg! Alle Museumsbegeisterten wurden für ihr spontanes Anstehen belohnt und durften das größte Museum der Welt nun von innen bewundern. Weniger Erfolg hatte die kleine Schülergruppe, die sich mit Frau Spatz für einen spontanen Besuch des Arc de Triomphe aufgemacht hatte. Den Schülern wurde nicht geglaubt, dass sie nicht Teil einer Klasse seien, und so wurde ihnen der Eintritt verwehrt. Der Jardin des Tuileries lockte wieder zur genüsslichen Pause in der Sonne, bevor das Kulturprogramm mit der Conciergerie weitergeführt wurde. In dem ehemaligen Burgbau mit dem größten erhaltenen Rittersaal Europas wird anschaulich die Funktion des Gebäudes als Gefängnis während der Französischen Revolution dokumentiert. Auch die Räumlichkeiten von Marie Antoinette in ihren letzten Tagen können dort besichtigt werden. Die meisten Schülerinnen und Schüler, erschöpft von ihren Stunden im Museum, sehnten aber eine weitere Nachmittagspause herbei, die es dann auch nach dem Gang durch das Quartier Latin im Jardin du Luxembourg gab.
Damit nicht nur rive droite, sondern auch rive gauche (rechtes und linkes Seineufer) ausreichend gewürdigt wurden, endete der Tag nach einem Spaziergang durch das Quartier von St.Germain-des-Prés wieder im Quartier Latin. Hier galt es, sich nun in den vielen Läden für das Abendessen einzudecken, um sich für ein weiteres Highlight des Besuches vorzubereiten.
Nachdem die Schülerinnen und Schüler bei jeder Gelegenheit den Wunsch geäußert hatten, doch einen Abend am Eiffelturm zu verbringen, fuhr die Gruppe mit der Metro zum Arc de Triomphe und schlug zu Fuß den Weg zum Trocadero ein. Dort angekommen konnten die letzten Minuten einer spektakulären Breakdance Performance im Licht der untergehenden Sonne bewundert werden. Bei einem Picknick warteten alle auf die einbrechende Dunkelheit. Pünktlich um 20 Uhr begann der Eiffelturm zu glitzern und zu blinken und so konnten einige spektakuläre Fotos für die diversen Social-Media-Kanäle aufgenommen werden. Zufrieden mit dem Abschluss des letzten Abends und geplättet von den zurückgelegten Kilometern in den Straßen von Paris, ging es mit der Metro zurück ins Hotel.
Donnerstag, 21. März
Fast schon sommerliche Temperaturen ließen einem Schüler keine Ruhe, da er sich unbedingt noch kurze Hosen kaufen wollte. Bei einer letzten Fahrt in das Zentrum Les Halles konnten er und alle anderen sich mit Souvenirs, Mitbringseln oder dringend benötigten Kleidungsstücken aus Paris eindecken.
Nachdem der Aufenthalt bis dahin von Pleiten, Pech und Pannen verschont geblieben war, musste die Rückfahrt noch einiges an Hürden bieten, um diesen Vorsprung wettzumachen. Der französische TGV fuhr bereits mit großer Verspätung von Paris ab, so dass der Anschluss später nur mit einem ICE bis Mannheim wieder erreicht werden konnte. In München-Pasing fiel die Verbindung Richtung Weilheim dann gänzlich aus und es war den vielen hilfsbereiten und flexiblen Eltern zu verdanken, dass alle Schülerinnen und Schüler recht zeitnah und ohne Komplikationen wieder zu Hause eintrafen.
Ein herzlicher Dank an alle, die diese Fahrt gestaltet haben, die fast nie in einer Metrosperre stecken geblieben sind, fast nie ihre Rucksäcke vergessen haben, fast nie am Morgen das Gemeinschaftsbad ewig belegt haben, tatkräftig gegen Taschendiebe vorgegangen sind, die zurückgelegten Kilometer heroisch ertragen haben, das Rauschen der Autobahn lässig genommen haben, ihre Macarons mit anderen geteilt haben, Herrn Linke nicht mit Fragen gelöchert und Frau Spatz schon zu Beginn Blümchen in Karlsruhe geschenkt haben!
Ursula Spatz und Florian Linke