Arthur und Lilly – Ein Leben im Terror

Wir behandeln im Geschichtsunterricht die NS-Zeit und beschäftigen uns somit auch mit dem Holocaust. Gegenwärtig nimmt der Antisemitismus in der Welt wieder zu. Und selbst unsere Demokratie scheint nicht mehr so stabil zu sein.

Am 22.02.24 hatten wir eine besondere Gelegenheit, unser Geschichtswissen über die Schrecken des Holocaust zu vertiefen. Auf Einladung unseres Geschichtslehrers, Herrn Benker, hielt die Autorin Lilly Maier einen Vortrag über ihr Buch „Arthur und Lilly“.

Inspiriert zu ihrem Buch wurde sie durch eine Begegnung mit einem Mann namens Arthur, der früher Oswald Kernberg hieß. Die Protagonistin Lilly traf ihn zufällig in ihrer Wohnung, die früher einmal seine Wohnung war, als sie 11 Jahre alt war. Arthur wollte damals seine alte Wohnung wiedersehen, die er im Alter von 10 Jahren durch einen Kindertransport und den grausamen Nazi-Terror verlassen musste.

Lilly erkannte schon damals die besondere Bedeutung seines Besuches an der durch ihre Mutter penibel aufgeräumten und vorbereiteten Wohnung. Als Arthur die Wohnung betrat, erinnerte er sich noch sehr genau an sein ehemaliges Kinderzimmer und an seine Kindheit im Vor-Nazi-Deutschland.

Um seine faszinierende, aber auch erschreckende Vergangenheit besser nachvollziehen zu können, begab sich die Autorin auf eine Reise zu den wichtigsten Stationen seiner Kindheit auf der Flucht. Diese Reise motivierte sie, uns in ihrem Vortrag zu vermitteln, welche Bedeutung die Flucht für sein weiteres Leben hatte und welch einschneidendes Ereignis sie war. Sein Bruder Fritz durfte wegen einer Epilepsieerkrankung nicht mit einem Kindertransport nach Frankreich fahren und wurde deswegen später von den Nationalsozialisten umgebracht. Da die Situation in seiner Heimat Österreich lebensbedrohlich war, war die Flucht für ihn unumgänglich. Im März 1939, nachdem er seine Familie zum letzten Mal gesehen hatte, reiste Oswald nach Frankreich, wo er in einem Kinderheim untergebracht wurde.

Dieses und viele andere Kinderheime wurden von der jüdischen Hilfsorganisation OSE betrieben, die Tausenden das Leben rettete.

Nach dem deutschen Blitzkrieg und dem Einmarsch in die Benelux-Staaten floh er unter unmenschlichen Bedingungen auf einem völlig überfüllten Transport nach Südfrankreich. Dort kam er wieder vorübergehend in einem Kinderheim unter, aber infolge der massiven Judenverfolgung in ganz Europa war er auch dort noch nicht in Sicherheit. Seine Familie in der Heimat musste in der Zwischenzeit die Schrecken eines Konzentrationslagers erfahren.

Angesichts der bedrohlichen Lage wurde Oswald nach Amerika zu einer Pflegefamilie. Sein neuer Alltag war geprägt von dem erlebten Grauen, zum Beispiel bei einer Bar-Mitzwa im Kreise von lauter Fremden statt mit seiner Familie oder Freunden. Zu seinem Geburtstag erhielt er eine Karte von seiner Familie aus einem Ghetto, der letzte Hinweis auf ihren Verbleib.

Dennoch versuchte er in seinem neuen Leben einen Neuanfang und schaffte gute Noten in der Schule. Aufgrund von Mobbingerfahrungen legte er seinen Vornamen Oswald ab und übernahm den Namen Arthur von einem Nachbarsjungen, der ihm in diesem Zeitraum schützend beistand. Dieser positive Neuanfang setzte sich auch in seinem Privatleben fort, er lernte Trudie kennen, seine Freundin und spätere Frau. Mit ihr schaffte er seinen Ingenieursabschluss und gründete eine Familie. Er zog nach Los Angeles, wo er bis zu seinem Lebensende verblieb und große berufliche Erfolge feiern konnte.

Sehr gut verdeutlichte der Vortrag, welches Ausmaß und wie umfassend die NS-Zeit auf unzählige individuelle Schicksale schrecklichen Einfluss nahm. Die aktuellen politischen und gesellschaftlichen Ereignisse lassen leider Parallelen erkennen. Deshalb ist es in der heutigen Zeit für uns sehr wichtig, die Vergangenheit zu kennen und aus den Fehlern zu lernen.

Klasse 9b