Berlinfahrt 2024
Schon in aller Früh, um 5 Uhr morgens, sind am 01.07.2024 die Schüler und Schülerinnen der 10c des sozialwissenschaftlichen Zweiges mit Frau Konstas, Herrn Funke und Herrn Ludwig losgefahren. Nach den ersten recht ruhigen Stunden machten wir eine kleine Pause an einer Raststätte. Gut gestärkt ging es die restlichen fünf Stunden Richtung Berlin. Endlich angekommen im Hotel, dem dritthöchsten Gebäude Berlins, checkten wir ein und bezogen unsere Zimmer hoch über der Hauptstadt.
Einigermaßen ausgeruht konnten wir um 16:00 Uhr endlich mit der U-Bahn Richtung Brandenburger Tor aufbrechen. Die ganze Stadt war dominiert von der gerade in Deutschland stattfindenden Europameisterschaft. Am Pariser Platz angekommen ging es zu Fuß weiter zum Paul-Löbe-Haus, wo wir nach einer Sicherheitskontrolle überraschend gutes Essen bekamen. Anschließend durften wir mit der Sekretärin des Bundestagsabgeordneten für Weilheim-Schongau, Herrn Alexander Dobrindt, sprechen. Frau Theuerzeit erzählte von dem Alltag des Abgeordneten und den Aufgaben. Nun führte sie uns durch einen unterirdischen Tunnel, der eigentlich für Abgeordneten bestimmt ist, zum Bundestag. Hier konnten wir anhand der Einschusslöcher und Graffitis sowjetischer Soldaten direkt erleben, welche Geschichte dieses Gebäude hatte. Im Plenarsaal des Bundestages erhielten wir einen Vortrag zum Alltag der Parlamentsdebatten und dem Aufbau des Bundestages. Nach dem Vortrag fuhren wir mit dem Aufzug hoch zur Kuppel, wo wir die Aussicht über Berlin genießen konnten. Zurück im Hotel fielen alle todmüde um halb zwölf ins Bett und freuten sich schon auf den nächsten Tag.
Am nächsten Vormittag stand die Besichtigung der Nationalgalerie auf dem Programm. „Gerhard Richter 100 Werke für Berlin“, so lautete das Thema einer Ausstellung, mit dem wir uns im Rahmen zweier Führungen vertieft beschäftigten. Hierzu erhielten wir Anfangsinformationen, bekamen Beobachtungsaufträge, durften Werke aussuchen und unsere Beobachtungen dazu präsentieren.
Nach einer freien Mittagspause ging es für uns zur Gedenkstätte Hohenschönhausen. Die Gedenkstätte ist ein ehemaliges Stasi-Gefängnis aus der DDR und steht jetzt für Führungen zur Verfügung. Zu Beginn wurden uns durch einen kurzen Film die geschichtlichen Hintergründe vom geteilten Deutschland nochmal dargestellt. Anschließend begannen unsere zwei Führungen durch zwei ehemalige Inhaftierte. Hierzu wurden wir in zwei Gruppen geteilt. Matthias, einer der Führer, war einen Monat und 8 Tage inhaftiert, da er scheinbar rechtswidrige Fotografien veröffentlicht hatte. In der DDR war es der Fall, dass ganz viele Menschen zu Unrecht verurteilt wurden und ihr einziges Verbrechen war, dass sie in Opposition zum System standen. Henry, der andere Führer, war mehrmals im Gefängnis und kam bei einem Fluchtversuch fast ums Leben. Sie führten uns durch das Gefängnis und zeigten uns verschiedene Zellen bzw. Abhörräume. Dort stellten sie uns die schlechten Bedingungen und sogar verschiedene Foltermethoden vor. Diese sollten die Insassen psychisch zerstören. Für uns war die Führung sehr interessant, aber auch emotional belastend.
Am Mittwoch ging es zur Haltestelle Bernauer Straße, dort befindet sich ein zentraler Erinnerungsort an die Teilung: Ein langes Stück Mauer und in der Tiefe die zusätzlichen Grenzhindernisse und Sicherungsanlagen. Von einer Aussichtsplattform aus kann man dies sehr gut überblicken. Ein niederländischer Mann der Stiftung Berliner Mauer hielt uns dann einen Vortrag über die Entstehung der Berliner Mauer und über die Auswirkungen auf die Bürger von Ost und West-Berlin. Die Führung war sehr interessant. Außerdem hat sie uns gute Einblicke in das damalige Leben und die dortigen Verhältnisse gegeben. Anschließend hatten wir ein langes Gespräch mit einer Zeitzeugin namens Christine Bartels. Sie erzählte uns über ihr Leben in der DDR unter dem Einfluss des Mauerbaus. Ihr Wohnort befand sich die ganze Zeit in unmittelbarer Nähe der Mauer. Man hat gemerkt, dass es ihr Spaß machte uns von ihrem Leben zu erzählen, auch wenn ganz viele Informationen beklemmend waren. Abschließend fanden wir, dass dieser Vormittag uns einen Einblick in das damalige Leben mit der Berliner Mauer gegeben und uns mit dem Thema viel vertrauter gemacht hat.
Nach einer wohlverdienten Mittagspause wurden wir in zwei Gruppen für unseren nächsten Programmpunkt, einer Führung durch ehemalige Obdachlose in ihrem „Kiez“, aufgeteilt. Während die erste Gruppe zentral am Bahnhof Zoo blieb, fuhr die zweite in Richtung Charlottenburg, wo wir auf Thomas unseren Gruppenleiter trafen. Nach einer ersten kurzen Vorstellung erzählte er uns mehr über die Organisation, für die er arbeitete und im Rahmen derer er uns durch Berlin führen würde. Wir erfuhren auf unserer Führung, wie Thomas mit Hilfe von Pfandflaschen aus der Obdachlosigkeit herauskam und wie schwer es für viele ist, helfende Hände in solchen Situationen zu finden. Immer wieder machten wir an für ihn bedeutsamen Stationen Halt, die uns Einblicke in den Alltag der Obdachlosigkeit gaben und ihm auf seinem Weg geholfen beziehungsweise ihn erschwert hatten. Er bat uns während des Rundgangs selbst einmal zu zählen, wie viele Pfandflaschen wir finden konnten. Im Gegensatz zu seinen ehemals gesammelten Beträgen wären unsere Taschen leer geblieben. Nach einer Verabschiedung und einer erneuten Bahnfahrt kamen wir erschöpft an unserem Hotel an, für das wir an diesem Abend sehr dankbar waren.
Am letzten Tag besuchten wir den Bundesnachrichtendienst (BND) im Zentrum. Seine Hauptaufgabe besteht darin, die Bundesregierung mit sicherheitsrelevanten Informationen zu versorgen. Der BND sammelt und analysiert Informationen über das Ausland, um die deutsche Regierung in politischen, wirtschaftlichen und militärischen Fragen zu unterstützen. Zu Beginn erfuhren wir viel über die Gründung und die grundlegenden Aufgaben. Der BND wurde ursprünglich in Pullach bei München gegründet, hat aber mittlerweile seinen Hauptsitz in Berlin. Ein Teil der Organisation verbleibt weiterhin in Pullach. Der BND nutzt verschiedene Methoden zur Informationsbeschaffung, darunter menschliche Quellen, Satellitenbilder und Luftaufnahmen sowie den Austausch mit anderen Behörden. Derzeit ist der BND noch auf fremde Satelliten angewiesen, wird jedoch im nächsten Jahr über eigene Satelliten verfügen. Er bietet vielfältige Arbeitsmöglichkeiten in unterschiedlichen Bereichen, darunter auch ungewöhnliche wie Philosophie. Man kann sich direkt beim BND bewerben oder ein Studium absolvieren, das vom BND unterstützt wird. Dabei wurde betont, dass die Arbeit des BND friedlich und unauffällig verläuft, im Gegensatz zu den dramatischen Darstellungen in James-Bond-Filmen. Der BND sei ein Nachrichtendienst und kein Geheimdienst, und er verwende keine Foltermethoden.
Nach der Einführung durch einen Informationsfilm, der die Rolle des BND in der Informationsversorgung der Regierung erklärt, konnten wir an einer sehr interaktiven Ausstellung teilnehmen. Hier wurden modifizierte Kleidungsstücke und Alltagsgegenstände wie Make-up und Taschen gezeigt, die im Einsatz verwendet werden. Auf verschiedenen Tafeln wurden Szenarien dargestellt, die BND-Mitarbeiter in ihren Einsätzen erlebt haben. Diese Darstellungen gaben einen Einblick in die vielfältigen und oft überraschenden Aufgabenbereiche des BND. Im unteren Bereich der Ausstellung gab es zudem die Möglichkeit, Fragen zu diskutieren und abzustimmen, ob der BND öffentlicher oder weiterhin geheim bleiben sollte. Insgesamt bot die Führung einen umfassenden Einblick in die Arbeitsweise und die vielfältigen Tätigkeiten des Bundesnachrichtendienstes.
Leider stand dann der Abreisetag unserer wunderschönen Berlinfahrt an und wir mussten an diesem Tag etwas früher aufstehen als gewohnt, sodass wir pünktlich um 8:15 abfahren konnten. Nach einer längeren Fahrt standen wir zwar etwas im Stau, aber haben es dennoch pünktlich zum Deutschland Spiel geschafft. Die Zeit in Berlin war sehr interessant, schön und hat die Klassengemeinschaft unglaublich gestärkt.