Die Kabarettistin Teresa Reichl liest am Welfen-Gymnasium

Man kennt sie aus dem „Schlachthof“ und den sozialen Medien: die Niederbayerin Teresa Reichl, die im letzten Jahr den Bayerischen Kabarettpreis entgegennehmen konnte, analysiert bissig und trocken nicht nur die bayerische Dorfseele, sondern auch die deutsche Parteipolitik.

Doch die studierte Germanistin und Anglistin will mehr: Sie arbeitet an einer Entstaubung des deutschen Literaturunterrichts in den Schulen. Ihre Forderung: Gelesen werden sollte mehr Literatur von Betroffenen statt Literatur, die sich über bestimmte Gruppen äußert. So gibt es aus allen Jahrhunderten bewegende Schriften von Frauen, Juden und Muslimen, Menschen mit Behinderungen, dem LGBTQI+-Spektrum, People of Colour, oder den untersten Gesellschaftsschichten, die den derzeit bestehenden und ständig neu verlegten inoffiziellen Kanon der Schullektüren hervorragend ergänzen würden.

Aus diesem Grund las die Autorin für alle 10. und 11. Klassen des Welfen-Gymnasiums aus ihrem ersten Buch „Muss ich das gelesen haben?“ Über eine Einführung in die Literaturtheorie und Einblicke in den deutschen Buchmarkt zeigte sie am Beispiel Thomas Mann auf, wie man auch seine Abneigung gegen bestimmte Schullektüren wissenschaftlich belegen kann. Dass Goethe und Schiller ihre frühen Werke hauptsächlich betrunken oder berauscht von vergorenem Apfelduft schreiben konnten und E.T.A. Hoffman eine Todesanzeige für seinen Kater in der Zeitung veröffentlichte, rundete mit anderen lustigen Fakten über die großen deutschen Schriftsteller die Lesung ab und machte Mut: Keine Angst vor den sogenannten Klassikern! Auch diese wurde gemacht von ganz normalen Menschen!

Finanziert wurde die Lesung von Teresa Reichl durch die Stiftung filia, die in diesem Schuljahr Projekte zum Mädchen-Empowerment am WGS unterstützt. Im Mai erscheint das zweite Buch der Autorin, in dem sie die Klassiker der deutschen Literatur auf moderne Weise interpretiert.

Nicola Hellwig