"Hexenjagd" am Welfen-Gymnasium Schongau
Die Theatergruppe der Q 12, die traditionell vor den Osterferien spielt, präsentierte in diesem Jahr Arthur Millers „Hexenjagd“. Nach der heiteren Multi-Kulti-Geschichte „Sommer in Orange“ im letzten Jahr hatte sich die Truppe diesmal einen ernsteren Stoff vorgenommen.
„Hexenjagd“ spielt in Massachusetts im Jahr 1692 und basiert auf tatsächlichen Ereignissen. 30 wurde damals wegen Hexerei zum Tode verurteilt, 19 von ihnen tatsächlich hingerichtet und mehrere starben im Kerker.
Bei den authentischen Figuren handelt es sich um Nachfahren der mit der Mayflower angekommenen Puritaner, die in ein sehr strenges, von Pflichterfüllung bestimmtes Leben eingebunden waren, in dem Vergnügen einer Sünde gleichkam. Kein Wunder, dass sich ein paar junge Mädchen dem puritanischen Diktat entziehen wollten und heimlich im Wald tanzten, und das noch dazu nackt! Aus diesem „Vergehen“ und anderen geheimen Leidenschaften entwickelt sich schließlich eine Welle von Angst, gegenseitiger Bespitzelung und Massenhysterie, die die ganze Gemeinde zu zerstören droht.
So erfinden die Mädchen zuerst den Kontakt mit Hexen, um die Verantwortung für ihr Tun auf die Sklavin Tituba abzuschieben, aber bald erkennen auch andere, dass Hexerei ihnen durchaus dienlich sein kann. So benützt sie der Pfarrer als Erklärung für die Ablehnung, die ihm von seiner Gemeinde entgegengebracht wird. Einem anderen erscheint sie nützlich, um sich am Vermögen der Verurteilten zu bereichern. Die junge Abigail will mit dem Ausschreien immer neuer Schuldiger verschleiern, dass sie eigentlich die Frau des Mannes beseitigen will, in den sie sich verliebt hat. Schließlich entwickelt die Flut von Anschuldigungen und Verdächtigungen eine solche Eigendynamik, dass sie keiner mehr aufhalten kann, obwohl vielen der Beteiligten, auch den Richtern, längst klar ist, dass die Anklagen jeder Grundlage entbehren.
Arthur Miller hat diesen Stoff in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts aufgegriffen, um damit die Atmosphäre in der McCarthy-Ära zu beschreiben, in der jeder ständig unter dem Verdacht anti-amerikanischer Umtriebe stand und gnadenlos bespitzelt wurde, z.B. auch Künstler wie Charlie Chaplin oder Arthur Miller selbst.
Seit dieser Zeit wird das Stück oft auf den Spielplan gesetzt, wenn irrationale Ängste wieder das Handeln zu bestimmen drohen, z.B. unmittelbar nach 9/11 in Amerika.
Für dieses wortgewaltige Meisterstück von Miller wählten wir ein sehr karges Bühnenbild: einen schwarzen Hintergrund und einige spärliche Holzmöbel. In den Gerichtsszenen setzte ein rotes Tischtuch einen zusätzlichen Akzent. Die Kostüme waren historisch angedeutet, aber nicht authentisch. Das Hauptgewicht lag auf den Dialogen, die die Konflikte der handelnden Personen offenlegen - oder ihre wahren Motive verschleiern sollen. Obwohl manche der längeren Textpassagen dem Rotstift zum Opfer fielen, betrug die reine Spielzeit immer noch beachtliche 135 Minuten.
Die 20 Schüler des Theaterkurses stellten sich ihrer Aufgabe mit Bravour und überzeugten mit zwei gelungenen, nahezu ausverkauften Aufführungen.